Wer kennt das nicht: Wenn ein Gerät streikt, dann immer im "falschen" Moment, wenn man grade noch etwas wichtiges fertigzustellen hat. So grade geschehen bei mir: Urplötzlich startet die Daten-CD nicht mehr. An der Scheibe selbst liegt's nicht, wie sich rasch zeigt, da auch andere CD's nicht mehr wollen. Reinigungs-CD rein... kein Erfolg. Verräterisch: Man hört überhaupt keine Rotationsgeräusche mehr aus dem Gerät, nur ein kurzer "Dreh-Versuch" direkt nach dem Einlegen. Was tun, um diese Uhrzeit? Schnell ein anderes Laufwerk her, irgendwo muß doch noch ein altes 4-fach rumfliegen... Rasch den Schraubendreher hervorgekram, Laufwerk getauscht und --- Nein, wieder nichts. Keine Daten, nur Lesefehler in Sektor weißnichtwas. Klar, hätte ich wissen sollen: die alten Laufwerke kennen ja die "großen" (also 700MB-CD's) noch nicht, entsprechen die doch nicht der ursprünglichen redbook-Spezifikation. Hätte ich doch den Laptop mitgenommen... der hätte jetzt auch noch eine Leseschublade. Aber in solchen Momenten sollte man besser nicht darüber nachdenken, was man alles hätte können... Morgen früh muß sowieso ein neues CD-Laufewerk gekauft werden. Bis dahin also geht nichts mehr.
Wirklich nicht? Das grade ausgebaute defekte 24-fach Samsung Laufwerk liegt noch auf dem Tisch... damit kann man ja sowieso nichts mehr anfangen, kann also nichts schaden, einen kurzen Blick hineinzuwerfen. Wer weiß... Da ich sowieso ohne die Daten nicht weiterarbeiten kann schreite ich zur Operation.
Vier Schrauben an den Ecken seiner Unterseite halten das Blechgehäuse zusmmen. sie lassen sich leicht entfernen. Die entfernte Abdeckung gibt den Blick auf eine dunkelgrüne Leiterplatte mit all ihren gewundenen Bahnen und silbrig glänzenden Lötaugen frei, durch die bisher stets treu und zuverlässig die Datenmengen sausten... Aber ich habe keine Zeit für Sentimentalitäten. Vorsichtig entnehme ich das Innere aus der oberen Gehäuseschale. Klemmen wir den Patienten doch mal wieder an, nackicht wie er jetzt ist, dann wird sich vielleicht zeigen wo der Schuh drückt. Compi angeworfen, CD rein und... Wie vermutet, die Scheibe läuft kurz an und bleibt dann sofort wieder stehen, während die Leseeinheit hektisch hin und her fährt. Tja, solange die CD sich nicht dreht, kann letzere ja nichts lesen, so sehr sie sich auch bemüht, denke ich. Muß wohl die Steuerung vom Laufwerksmotor das Zeitliche gesegnet haben. Grade will ich also das Teil in die Tonne entsorgen, da kommt mir noch ein Gedanke. Was weißt Du alles über diese Technologie? Da ist erstmal ein Laserstrahl, der von einem Halbleiterlaser erzeugt... auf die Scheibe geworfen und von dieser reflektiert wird. Wie bei der alten Schallplatte die Nadel muß hier der Strahl in seiner Spur laufen, mit dem Unterschied, daß da keine führende Rille ist sondern eine superflinke Korrekturelektronik dafür zuständig ist. Was wird so eine schlaue Elektronilk machen, wenn sie die Spur nicht findet? Genau: Der Motor welcher die Scheibe in Rotation versetzt, wird ausgeschaltet. um weiteres Unheil zu verhindern. Dann muß es nicht zwingend der Steuer-IC-schuld sein. Also die Aufhängung des Lesekopfes genauer besehen: nichts auffälliges zu erkennen. Die Linse schwingt frei in ihrem Kunststoffkästchen. Doch damit gebe ich mich nicht zufrieden, jetzt wo ich schon mal so weit in das Innere vorgedrungen bin. Ich greife zur Lupe, 15-fach sollte die mindestens sein, denn das ist alles sakrisch klein da drinnen. Und was sehen meine trüben Augen? Einen winzigen Farbfleck, mitten auf der Linse, genau da wo eigentlich der Strahl hindurch gehen sollte. Da erwacht das Kind im Manne, da wird der Spieltrieb geweckt: "Versuch doch einfach mal das mit dem Spezial-Reinigungstuch und etwas Aquadest aus der Fotoausrüstung sauber zu wischen." Nach ein paar Minuten vorsichtigstem tupfen und reiben, ohne dabei die filigrane Aufhängung zu beschädigen beweist der Blick durch das Vergrößerungsglas: Lupenrein sauber, der Strahl müßte nun seinen Weg auf der CD wieder "sehen" können. Jetzt schnell wieder alles angeklemmt, zum Test bereitgemacht: Schon surrt der Rechner los und... und... und?
Als wäre dieses Lauferk grade aus der Fabrik gekommen saust die Scheibe los und gibt sofort ihre Daten preis, die ich dankbar ebenso rasch auf die Festplatte transferiere. Das hätte aber wirklich keine Eile gehabt. Das wieder wohlverschraubte Laufwerk versieht jetzt seinen Dienst wieder wie eh' und je.
Fazit: Das ganze hat grade mal 20 Minuten gedauert. Wenn ich mir vorstelle, daß ich deswegen morgen früh meilenweit für ein Ersatzlaufwerk unterwegs gewesen wäre und deshalb die dringende Arbeit kaum noch termingerecht fertig bekommen hätte... Nein, besser nicht drüber nachdenken. Ich stelle nur fest, es lohnt sich durchaus, manchen Sachen auf den Grund zu gehen, selbst wenn es sich um moderne Konsumgüter mit oftmals eingebautem Verfallsdatum handelt... Oft ist die Lösung gradezu lächerlich simpel.
Eine gute Nacht wünscht allen hier
Funkenupfer.
P.S.:
Vor dem Versuch der Nachahmung wird ausdrücklich gewarnt! ÄUSSERSTE VORSICHT!!! Der Laserstrahl kann das Augenlicht kosten, wenn er von irgendetwas in der Nähe reflektiert wird. Direktes hineingucken ins angeschlossene Gerät ist sowieso Tabu. Das steht nicht umsonst groß und fett jedem CD-Lauferksgehäuse. Also, wer nicht genau weiß was er tut: FINGER WEG DAVON!.