Zuerstmal: Was ist Magnatune? Antwort: Ein Label. Laut eigener Aussage das erste echte Internet-Label. Von seinem Gründer, John Buckman gedacht als alternative Antwort zu Apples iTunes auf den Wunsch der Kunden, Musik direkt aus dem Internet herunterladen zu können. Zu jedem Zeitpunkt, wenn ihnen danach ist ohne sich an Öffnungszeiten von Geschäften halten oder umständliche Wege auf sich nehmen zu müssen. Das Angebot ist absolut legal. Doch verwirklicht es ein Konzept völlig konträr dem der etablierten Musikindustrie. Hier wird dem Kunden zunächst die Möglichkeit geboten, die Musikwerke kostenfrei als Stream in voller Qualität und Länge anzuhören. Wenn das Angebot überzeugt, und man das Stück nachher selbst besitzen möchte, erst dann wird ein Betrag für einen Download als mp3 und das Recht, sich diesen auf CD zu brennen fällig. Je nach Album wird von Magnatune ein Preis vorgeschlagen, doch - und das ist erstaunlich- ist dieser nicht verbindlich. Ist mir persönlich die gebotene Musik weniger oder mehr wert, kann ich den Preis den ich bezahlen werde nach meinen Vorstellungen korrigieren, nach oben offen und nach unten bis zu einem Minimum von $5,--pro CD. Wer es sich leisten kann und dieses bemerkenswerte Projekt unterstützen möchte, zahlt natürlich mehr, davon ist John Buckman genauso überzeugt wie von der Ehrlichkeit seiner Kunden.
Die hohen Preise für Musikwerke der etablierten Musikindustrie waren in der Vergangenheit gerechtfertigt, als analoge Aufnahmetechnik in aufwendig ausgestatteten Tonstudios sowie ebenso teure Herstellung und der kostspielige Vertrieb von Tonträgern einkalkuliert werden mußten. Doch heute, im Digitalzeitalter ist die Ausstattung selbst für qualitativ anspruchsvolle Aufnahmen mit ein paar tausend Dollar bezahlt. Bei einem Vertrieb über Internet sind die Vertriebskosten natürlich minimal. Und so ist es einfach nicht mehr zeitgemäß, was die Musikindustrie, die sich über eine "Raub"-Kopierende Gemeinde wundert, ihren Kunden abverlangt, selbst dort, wo für einen Titel "nur" $0,99 kassiert werden. Denn nur der weitaus geringste Teil davon kommt bei den Künstlern an. Auch hier beschreitet Magnatune neue Wege: Der Erlös wird einfach durch zwei geteilt, die eine Hälfte behält das Label, die andere Häfte bekommt der Künstler. Ein meiner Ansicht nach wirklich faires Prinzip.
Wer nun glaubt bei dieser Art "Open Music" á la Linux Open Source seien nur igendwelche unbekannten Hinterhofmusiker zu finden, der irrt. Neben vielen unbekannten finden sich inzwischen durchaus glanzvolle Namen wie The English Concert /Trevor Pinnock. Und es werden mehr. Es lohnt sich, einfach bei Magnatune zu stöbern. Lediglich durch aberwitzige Promotion-Aktionen gepushte Kurzzeit-Sternchen mit zweiwöchigem Verfallsdatum aus der Retorte der Musikindustrie wird es hier wohl niemals geben. Wie schön.
Meine persönliche Meinung zu diesem Projekt: Eine wirklich gute Idee, der ich viel Erfolg wünsche, auch wenn es wohl nicht die Größe der mit Hilfe von geschickt lancierter Werbung vermarkteten konventionellen Labels erreichen wird.
Grüße
Funkenzupfer.