Gefälscht: Amazon verkaufte 386er als Athlon 64 X2
Beim Online-Einkauf ist man nicht immer auf der sicheren Seite, das ist allgemein bekannt. Allerdings vertraut man den "GROßEN" der Branche dann doch eher, als dem kleinen eBay-Powerseller...zu recht? Nein, leider nicht...
Diese Erfahrung musste kürzlich ein Kid, äh, WinFuture-Leser machen. Er hatte beim Online-Versandhändler Amazon einen Prozessor der Marke AMD erworben, zu einem Zeitpunkt, als AMD mit massiven Lieferschwierigkeiten zu kämpfen hatte und nur wenige Händler seine Wunsch-CPU überhaupt liefern konnten. Er nahm den Mehrpreis von rund 70 Euro in Kauf und erwarb einen AMD Athlon X2 64 3800+.
Nach dem Auspacken fiel dem jungen Mann angeblich sofort der fehlende Gehäuseaufkleber mit dem charakteristischen AMD Athlon 64 X2 Logo auf. Der war offenbar einfach vergessen worden, bekam also nicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Lieber schnell die schöne neue CPU verbauen. Das Mainboard hatte den Sockel 939 und die CPU war kleiner. Tja, das war dann wohl eine Pizza Calzone mit ohne Füllung... :lol:
Sofort nahm der Leser die CPU näher in Augenschein. Siehe da, ein Prozessor für den Sockel 939 sollte natürlich auch 939 goldene Pins aufweisen, die aufgrund der geringen Grösse der CPU über die gesamte Unterseite verteilt sein sollten. In der Mitte des "CPU-Bodens" befand sich bei diesem Modell allerdings eine freie Fläche, die bei einem aktuellen Athlon-Prozessor wie erwähnt vollständig mit Pins bedeckt sein sollte.
Hilfestellung bei der Authentizitätsprüfung leistete dann wohl winfjudschär. Dazu schickte der Leser Photos, anhand derer sich die CPU leider leicht als Fälschung identifizieren liess. Die Oberfläche war deutlich rauer als bei den modernen AMD-Prozessoren üblich. Zum Glück war ein Zahlencode erkennbar.
Es stellte sich heraus, dass dieser Code auch auf einem anderen AMD-Prozessor zu finden ist: einem AMD Am386DX/DXL-33. Dabei handelt es sich um eine Intel-kompatible 386er-CPU, die mit 33 MHz getaktet war und um 1991 in zahlreichen günstigen PC-Systemen zum Einsatz kam. Wow. Ein Schnäppchen...
Seitens Amazon erklärte man sich umgehend dazu bereit, die CPU zurückzunehmen und den Kaufpreis wieder auszuzahlen. Eine E-Mail an AMD, mit der auch die Fotos eingeschickt wurden, beantwortete das Unternehmen rasch mit einem unerfreulichen Ergebnis:
"...Der Prozessor, von dem Sie uns Aufnahmen angehängt haben, ist kein originaler AMD Athlon™64 x2 3800+ Prozessor, sondern eine Fälschung..."
AMD wollte keine weiteren Angaben machen und verwies im weiteren Text seiner E-Mail darauf, dass die Umtauschpflicht allein bei dem Händler lag, der die CPU verkauft hatte. Ein Anfrage von uns an Amazon wurde nur sehr wortkarg beantwortet, indem man darum bat, die CPU zur Prüfung einschicken zu lassen. Dies hatte der betroffene Kunde jedoch bereits getan, um sich von dem wieder zurückgezahlten Geld eine "echte" CPU kaufen zu können.
Als Konsequenz reagierte Amazon allerdings prompt und nahm die betroffene CPU aus dem Angebot. Da das Unternehmen nach Angaben einer Pressesprecherin alle Prozessoren vom gleichen Großhändler bezieht, will man nun offenbar eine Überprüfung vornehmen, die klären soll, woher die schlecht gefälschten AMD-Prozessoren stammten. Mittlerweile kann der AMD Athlon 64 X2 3800+ wieder bei Amazon bestellt werden. Dieses Mal hoffentlich die guten...
Quelle: http://www.winfuture.de