Wirbel um Tauschportal für WM-Tickets
eBay will Ticketverkauf nicht unterbinden
Am kommenden Montag geht die Tauschbörse für WM-Karten online. Im Hintergrund wird noch kräftig über die Bedingungen des Tauschens gestritten - eBay und WM-OK geben sich stur.
Für Fans, die bei der Vergabe der WM-Tickets leer ausgegangen sind, ist die Vorfreude auf das fußballerische Großereignis getrübt. Doch es besteht Hoffnung, noch kurz vor Toresschluss an Karten zu gelangen, denn die Eröffnung des Tauschportals für WM-Karten durch das WM-Organisationskomitee (OK) steht bevor. Am 27. März ist es so weit. Im Internet auf Fifaworldcup.com gibt es dann die Möglichkeit, Eintrittskarten zurückzugeben oder auf andere Personen zu übertragen.
Grundsätzlich kann jeder Ticketbesitzer seine Karte ohne Angabe von Gründen dem OK zum Wiederverkauf freigeben. Sollte die direkte Übertragung auf eine Person gewünscht sein, ist allerdings ein konkreter Grund anzugeben, der im jeweiligen Einzelfall vorzuliegen hat. "Direktübertragung auf andere Personen ist nur bei Krankheit, Tod oder ähnlich gelagerten Fällen möglich", sagte OK-Sprecher Stephan Eiermann der Netzeitung. Dadurch solle der freie Wettbewerb um die Eintrittskarten sichergestellt und eine Begünstigung bestimmter Personen ausgeschlossen werden.
Ein weiteres Ziel der Tauschbörse ist die Eindämmung des Schwarzmarkthandels. So findet man selten, aber doch immer wieder überteuerte Tickets beim Online-Auktionsportal eBay. Eiermann: "Der Verkauf über Onlineauktionshäuser wie eBay ist durch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen ausdrücklich untersagt."
Dennoch könnte ein Urteil des Amtsgerichts Frankfurt/Main dafür sorgen, dass selbst der überteuerte Verkauf von WM-Karten über eBay in Zukunft ohne Einschränkungen erlaubt sein wird. Die Entscheidung soll am 20. April gefällt werden. Dabei wird über die Klage des Fußball-Fans Björn Kracht aus Essen entschieden, dem das Organisationskomitee OK die Umschreibung ersteigerter Karten auf seinen Namen verweigert. Er ersteigerte über eBay Karten für 880,- Euro, die regulär für 110,- Euro verkauft worden waren. Die Anhörung fand bereits am 20. Februar statt.
Im Verfahren hat Amtsrichter Jens Rüger bereits festgestellt, dass es sich bei der Online-Auktion nicht um Schwarzmarkthandel handele. Die rechtliche Grundlage für die Übertragungsverweigerung sieht das OK aber in den AGBs, die auf der Rückseite der Tickets vermerkt sind. Danach soll die Übertragung von Karten eben nur per Zustimmung des OK möglich sein.
Rechtsanwalt Jörg Dittrich von der Hamburger Kanzlei Schlömer & Sperl, der die Interessen des Essener Klägers vertritt, argumentiert dagegen: "Unser Mandant befindet sich auf keiner Hooligan-Liste. Außerdem ist der Verkauf und Erwerb von einzelnen Tickets bei eBay in Deutschland nicht rechtswidrig. Jeder, der seine Karte verkaufen will, sollte das ohne Einschränkungen tun können."
Auch in der Bundesliga wird übrigens vehement gegen den Schwarzmarkthandel gekämpft. So beschäftigt beispielsweise der MSV Duisburg eigene Anwälte mit der Aufgabe, mögliche eBay-Betrüger rauszufischen. Die gewerblichen und privaten Wiederverkäufer werden konsequent abgemahnt. Die gewerblichen Händler werden zusätzlich aufgefordert, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben.
MSV-Geschäftsführer Björn Bremer erläutert gegenüber der Netzeitung die Schwarzmarktproblematik: "Gerade Karten für Spiele gegen attraktive Gegner wie Schalke, Hamburg, Bayern oder Bremen sind schnell vergriffen. Es kann aber nicht sein, dass unsere Fans auf einmal den zehnfachen Eintrittspreis zahlen müssen. Deswegen haben wir auch den Verkauf über eBay auf den Ticket-AGBs unmissverständlich verboten."
Bremer erklärt, wie man den Betrügern auf die Schliche kommt: "Wir müssen die Karten zunächst selber ersteigern und ziehen dann die Verkäufer zur Rechenschaft. Die privaten Verkäufer übernimmt der Verein selbst, die gewerblichen Fälle werden von unserer Anwaltskanzlei 'Blatt' bearbeitet. In Einzelfällen wurde sogar Strafanzeige erstattet." Sogar ein Mitarbeiter aus dem Vereinsumfeld wurde aufgespürt, der sich am verbotenen Weiterverkauf beteiligte. Arbeitsrechtliche Konsequenzen waren die logische Folge.
Der Kampf gegen die Illegalität bleibt hart, und Bremer weiß, wie schwer es ist, den Schwarzmarkthändlern auf die Schliche zu kommen, bevor die Tickets bei eBay oder anderen "Schwarzmarktfilialen" erscheinen: "Die Betrüger fahren teilweise mit größeren Bussen zu uns und decken sich an Verkaufstagen mit zahlreichen Karten ein. Das ist nur schwer zu kontrollieren."
Fest steht in jedem Fall, dass sich das Online-Auktionsportal am Aufspüren der Schwarzhändler nicht beteiligen wird. Meike Fuest von der eBay-Pressestelle stellt gegenüber der Netzeitung klar: "Wir bieten nur die Plattform an. Alles Weitere überlassen wir den Kunden. Der Tickethandel ist von unserer Seite aus nicht verboten."