Drahtlos-Netzwerk Fon - Linus und Bill
"Zeigsch du mir deins, zeig i dir meins....WLAN für alle" oder
Darf ich bei dir mitsurfen, so darfst du bei mir ins Internet
Dieses Motto möchte ein spanisches Unternehmen an ein weltweites Drahtlos-Netzwerk knüpfen. Die simple Idee: Privatleute können sich als "Linus" registrieren und geben ihren Zugang gratis für andere frei. Oder sie werden "Bill" und kassieren Geld dafür fürs WLAN-Teilen.
Nun, diese Grundidee ist natürlich nicht neu: Drahtloser Internet-Zugang für alle. Bisher ist dies leider noch Zukunftsmusik. Sieht man gar in einem Café oder auch anderswo ein "Hotspot"-Schild, so gilt es dort meist horrende Gebühren bezahlen zu müssen, noch bevor man sich mit seinem Computer überhaupt ins Internet einklinken kann. Google möchte zwar in den nächsten Jahren ganz San Francisco flächendeckend mit Hotspots überziehen, aber davon ist man noch ein Stück entfernt. Öffentliche Drahtlos-Netzwerke fristen ein Nischendasein und sind meist lokale Initiativen von Bastlern und begeisterten Internetfreaks. In Berlin-Friedrichshain gibt es schon seit 2002 eine Freifunk-Initiative: Da man nicht überall in der Stadt moderne Breitband-Zugänge angeboten bekam gab es "mitleidige DSL-Kunden" in angrenzenden Stadtvierteln, die kurzerhand ihre Internetzugänge über das WLAN für andere Nutzer freigaben und man verlängerte die "Drahtloswolke" über selbstgebastelte Antennen bis in das DSL-Nirvana.
Der Argentinier Martin Varsavsky hatte diese Vison ebenfalls und hat Ende 2005 in Spanien sein Unternehmen Fon gegründet. Nun geht es mit großen Schritten voran. Nahezu 37.000 Nutzer weltweit haben sich auf der Fon-Homepage bereits registriert, um Teile der eigenen Breitband-Kapazität an Laptop-Nomaden in der Nähe freizugeben. Ein speziell dafür konstruierter WLAN-Router bzw. Software von Fon sorgen nun dafür, dass andere registrierte "Foneros" auf diese freigegebenen Internet-Zugänge tatsächlich zugreifen können und dabei dem eigentlichen Besitzer nicht seine ganze Bandbreite streitig machen.
"Wenn Sie in großen Städten Ihren Laptop anschalten, findet das Gerät heute schon jede Menge WLAN-Netze - allerdings passwortgeschützt. Wir wollen dafür sorgen, dass Sie die auch nutzen können", sagte Robert Lang von Fon Deutschland.
Wer Geld kassiert, muss auch bei anderen zahlen
Fon nennt sich "Movimento", also Bewegung. In den Firmengremien sitzen Leute wie die Internet-Gurus David Weinberger, Esther Dyson und Dan Gillmor - aber auch als Deutschlandmanagerin Christiane zu Salm, die ehemalige MTV- und 9-Live-Chefin. Fon ist ein Unternehmen, das wie jeder auf der Welt Geld verdienen möchte, klar. Wer sich registriert, der kann sich wie folgt entscheiden:
- "Linus" - Dann stellt er anderen seinen Zugang kostenlos zur Verfügung und darf selbst an allen Fon-Punkten weltweit gratis surfen.
- "Bill" - Dann kann er von anderen "Bills" Geld verlangen. Die Preise dafür will Fon in den nächsten Wochen festsetzen. Die Einnahme teilen sich natürlich das Unternehmen und der jeweilige "Bill". "Das wird etwa bei zwei, drei Euro pro Tag liegen", sagt Lang.
Fon möchte es sich keinesfalls mit den großen Internetprovidern verderben. "Wer seinen Internetzugang über Fon zur Verfügung stellt, muss ja dafür erst einmal bei einem Provider einen DSL-Anschluss haben", bemüht sich Lang den Providern klar zu machen. Wer Fon nur als zahlender Kunde nutzt, solle dabei auf jeden Fall schlechter wegkommen als der "08/15-DSL-Besitzer".
Die Provider zeigen sich zunächst natürlich skeptisch und in manchen Verträgen der Kunden der großen provider finden sich Untersagungsklauseln. DSL-Leitungen Dritten zu überlassen ist damit untersagt! Freenet, T-Online und AOL haben nach eigenen Angaben nichts dagegen, wenn ihre Kunden ihre Leitungen via Fon für andere öffnen. Fon hofft aber auf noch mehr: In Frankreich will ein großer Provider laut Lang sämtliche Kunden mit Fon-tauglichen Routern ausstatten, in Schweden möchte ein Unternehmen die Uni-Stadt Lund an das offene Netz hängen. Die Partner bekommen dann ein kleines Stück von den Gebühren, die die "Bills" bezahlen müssen. Um Kneipen als Hotspots zu gewinnen, überlässt Fon die eigenen Router gratis.
Natürlich darf Google nicht fehlen und auch Skype setzt auf den Erfolg von Fon und haben wohl bereits Millionen in die Firma investiert. Spätestens 2010 will das Unternehmen dann die stattliche Zahl von einer Million "Foneros" gewonnen haben. Und was sagt Fon, wenn sich von diesen dann 98 Prozent als "Linus" fühlen und ihre Internetzugänge gratis anbieten wollen? "Dann haben wir immer noch eine Million Hotspots, die auch alle Nutzer ohne eigenen Zugang nutzen können", meint Lang. Und die müssen dann in jedem Fall zahlen.
Übrigens, für die Nichtwissenden, Linus Torvalds ist der Schöpfer des Betriebssystems Linux, Bill Gates der arme Mann hinter Microsoft und seinem Kind, dem Betriebssystem Windows.
Quellen: fon.com fon.com/de tagesschau